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Wehe, wenn sie losgelassen


Die Seer machen sich auf den Weg nach Bayern

Von Patric Knittel

„Es gibt nichts Schöneres als dieses Wir-Gefühl durch die Kraft der Musik und die Botschaft, dass bei allen Unterschiedlichkeiten das Gemeinsame überwiegt.“

 

„Wenn sich Menschen kreativ austoben können, tut es ihrer Seele gut.“


14. Apr 2023 | 20:00 Uhr
STRAUBING | Joseph-von-Fraunhofer-Halle

15. Apr 2023 | 20:00 Uhr
INGOLSTADT | Theater Ingolstadt - Festsaal

16. Apr 2023 | 20:00 Uhr
ROSENHEIM | Kultur & Kongress Zentrum

Tickets: https://bestmanagement.at/event/die-seer-17/ 

Seit über 25 Jahren sind Die Seer ein fester Bestandteil der österreichischen Musikszene. Ihre Hits Wilds Wossa, Hoamatgfühl, Es braucht 2 oder Leb dein Leb’n wurden auch über Österreichs Grenzen hinaus Hits. Aus dem Salzkammergut, wo der Fluss Traun entspringt, schickt Alfred Jaklitsch, der Ober-Seer, seine Lieder ins Land. In dieser Zeit sind 25 Alben entstanden, zuletzt das Erfolgsalbum Stad. Bereits im Jahr 1996 brachte Jaklitsch die Formation mit dem Debütalbum Über’n See auf Erfolgskurs. 2002 erschien das Album Junischnee, das sich insgesamt 112 Wochen in den österreichischen Charts hielt und mittlerweile dreimal Platin erhielt. Kaum eine andere Band in Österreich kann seit so vielen Jahren einen konstanten Erfolg vorweisen wie die Seer, was sie zum Großteil auch Gründer und Hit-Komponist Alfred Jaklitsch zu verdanken haben.

Werter Herr Jaklitsch, die Seer machen sich nach der Tournee im letzten Jahr wieder auf nach Bayern. Die letzte Konzertreise scheint also ein Erfolg gewesen zu sein.

Die bayrisch-seerische Freundschaft hält und hält und hält seit vielen Jahren. Einige treue Seelen besuchen unsere Konzerte in Österreich und jetzt treten wir zum Gegenbesuch an. Wir fühlen uns wirklich sehr wohl in Bayern. Das Publikum ist sehr „gspiarig“ für unsere Musik, das wissen wir zu schätzen.

 

Was dürfen die deutschen Zuschauer auf der diesjährigen Tournee erwarten?

Die Menschen, die unsere Musik mögen werden eben jene Lieder zu hören bekommen, die sie erwarten. Auch wir sind uns treu geblieben in der musikalischen Bandbreite zwischen Rock und Volksmusik. Wir besingen nach wie vor am liebsten, was uns wichtig ist: Heimat, Freundschaft und alles, was ein gutes Gefühl vermittelt. Das Seer-Live-Erlebnis bietet eine eingespielte Band, die den Bogen von emotionalen Balladen bis hin zu rockig-popigen Mitsinghymnen spannt.

 

Ein Konzertabend ist vielmehr ein Treffen mit Freunden, wie Sie immer betonen. Was macht diese familiäre Atmosphäre aus?

Nicht der Unterschied zwischen Bühne und Publikum ist uns wichtig, sondern es ist unser Anliegen, auf Augenhöhe ein gemeinschaftliches Lebensgefühl zu zelebrieren. Es gibt nichts Schöneres als dieses Wir-Gefühl durch die Kraft der Musik und die Botschaft, dass bei allen Unterschiedlichkeiten das Gemeinsame überwiegt. Es geht weniger um die Show als um eine gute Zeit miteinander. Für zwei Stunden sind wir gemeinsam mal weg von Alltag und Krisen.  

 

Ihr überbordender Erfolg in Österreich setzt sich vor allem in Süddeutschland nahtlos fort. Haben die Menschen dort ein anderes Empfinden für Dialekt und heimatverbundene Klänge als im Norden?

Jemand aus Bayern kann sich auf alle Fälle mühelos bei uns zuhause im Ausseerland immer und überall verständlich machen. Wir liegen da nicht weit auseinander im Sound des Dialekts, aber auch die Mentalität und Lebensfreude, glaube ich, ist eine ähnliche.

 

Die DNA der Seer-Lieder liegt im Dialekt. Was macht diese Sprache mit der Musik?

Als jemand, der früher auch in Schul-Englisch und auf Hochdeutsch gesungen hat, bin ich immer fasziniert von der Geschmeidigkeit und Ausdrucksstärke der Mundart. Auf und hinter der Bühne zu reden „wia der Schnabel gwachsen is“, ist ein weiterer Grund, sich in Bayern besonders wohl zu fühlen.

 

Eng verbunden mit der Volksmusik ist auch das Brauchtum. Welchen Zugang zur Musik bzw. welche Wertigkeit sollte die Familie ihren Kindern vermitteln, um bestimmte Traditionen zu erhalten und Wissen weiterzugeben?

Gelebtes Brauchtum ist im Ausseerland keine Seltenheit; gerade bei Familienfesten trägt es viel zum Wohlfühlgefühl bei. Die Kinder sind damit aufgewachsen, haben aber vielseitige Interessen. Ich ziehe die Lederhose an, wenn mir danach ist.

 

Was bedeutet Heimat für Sie? Es ist wohl viel mehr als Kleidung und Mundart …

Äußerlichkeiten spielen dabei die geringste Rolle. Entscheidend ist, wieviel Nestwärme und Geborgenheit Heimat vermittelt. Deswegen ist der Begriff gar nicht so sehr durch die Geographie definiert, sondern vielmehr mit dem Gefühl verbunden, so sein zu können, wie man nun mal ist und sich zugehörig zu fühlen - sei es eine Beziehung oder eine Lieblingsbeschäftigung.

 

Könnten Sie sich vorstellen, ihr Land für immer zu verlassen, wie es für viele Menschen in der Ukraine zur bitteren Realität wurde?

Die unmittelbare Bedrohung des Lebens kann unsereiner kaum nachvollziehen. Ich war vor einigen Jahren einige Male zu Gast in der Ukraine und kenne daher ein wenig die Lebenssituation der Ukrainer. Für mich ist das ein unfassbares Leid. Natürlich würde man, bevor den eigenen Kindern etwas geschieht, die Konsequenzen ziehen.

 

Kommen wir zurück zur Musik. Unplugged-Lieder gehören fest in Ihr Repertoire. Was macht den Reiz aus, Musik auf das Ursprünglichste zu reduzieren?

Es ist schön, dass es in unserer hochtechnisierten Musikproduktion immer noch auf Stimme, Text und Inhalt ankommt. Das größte Orchester wird einem nicht helfen können, wenn das Lied nicht berührt. Deswegen teste ich meine Lieder für mich auch immer wieder in einer „Eine Gitarre und ein Lagerfeuer“-Version.

 

Sie haben sicher die aktuelle Diskussion rund um Künstliche Intelligenz und ChatGTP vernommen. Hier geht es auch um Musik, die von einer Maschine künstlich erschaffen wird, in dem sie sich aus Sound-Fragmenten des World Wide Web speist oder bereits bestehende Musik imitiert. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Bin gerade dabei, mich in ChatGTP und AI-Tools einzuarbeiten. Es gibt in den nächsten Jahren sowieso kein Vorbeikommen an dieser Technik. Man muss versuchen, es als Ergänzung der eigenen Kreativität zu nutzen. Die unverwechselbare eigene Persönlichkeit muss immer am Anfang stehen und dann gibt es auch beeindruckende Ergebnisse.

 

Kann es nicht auch etwas Gutes bedeuten, wenn der Zugang zu Musik niedrigschwelliger wird? Plötzlich steckt in jedem Mensch ein Komponist …

Ob Komponist, Maler, Tänzer oder Dichter - wenn sich Menschen kreativ austoben können, tut es ihrer Seele gut. Man ist dann nicht nur ein Rädchen im Getriebe und findet so seine ureigene Bestimmung wahrscheinlich viel leichter. Ich bin dafür.

 

Mit Stad gab es im letzten Jahr wieder ein überaus erfolgreiches Album. Arbeiten Sie schon an neuen Liedern und wird es auch in diesem Jahr noch einen Seer-Longplayer geben?

Anfang Herbst wird es ein Doppel-Album mit vielen Überraschungen geben. Altbewährtes und so noch nie Gehörtes. Die Seer sind immer für eine Überraschung gut.

 

Können Sie schon einen Ausblick auf die neuen Lieder geben?

Es wird 100% „seerisch“. Was die Seer die letzten Jahrzehnte ausgemacht hat, wird auch hier massiv vertreten sein. Wir können ja auch gar nicht anders - die Mischung aus Zeitgeistigem mit traditionellen Elementen, sozusagen ein Seer-Update 2023.

 

Wo trägt es Sie textlich hin bei den neuen Kompositionen. Die letzten drei Jahre mit Pandemie und einem schrecklichen Krieg mitten in Europa hinterlassen bei vielen Menschen Spuren. Ein positives Lebensgefühl war immer der rote Faden in Ihren Liedern.

Das soll auch so bleiben. Ich weiß von mir selbst, dass in Krisenzeiten ein positiver Song am Ende des Tages mehr motiviert als die Beschreibung von deprimierenden Fakten. Das soll nicht heißen, die heile Welt zu besingen. Ein Lied sollte Gefühle wecken, die Mut zum Weitermachen entfachen.

 

Dürfen wir schon zum Amadeus Austrian Award 2023 gratulieren?

Bis dato ist es eine Nominierung, letzten Endes aber immer aufgrund der Tatsache, dass Menschen unsere Musik gekauft haben und hören. Deswegen gibt es uns immer noch und das liefert die Energie für jeden Auftritt.

 

Beindrucken Sie solche Preise noch nach über 25 Jahren auf der Bühne und unzähligen Auszeichnungen?

Der Gradmesser ist immer die Publikumsgunst, der Preis ist ein Symbol dafür. Vielleicht freue ich mich auch eines Tages, meinen Enkelkindern zeigen zu können, was für ein verrückter Opa ich war.  

 

Wie geht das Jahr weiter für die Seer?

Wir sind seit über 20 Jahren alljährlich auf Tour, von der pandemischen Zwangspause mal abgesehen. Die Freude am Live-Spielen ist ungebrochen, die Mannschaft extrem motiviert, neue Songs sind in der Pipeline und nach der CD-Produktionszeit im Frühjahr vermisst man schon sehr den Publikumskontakt, der immer noch das Elementarste am Musikmachen ist; ganz nach dem Motto: „Wehe, wenn sie losgelassen werden“. Eines ist sicher: Wir freuen uns narrisch auf Euch!   

 

www.dieseer.at 


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